Es gibt bei manchen Menschen eine gewisse Skepsis  gegenüber dem Konzept eines veganen Kindergartens. Einige Aussagen von kritischen und besorgten Stimmen möchten wir daher aufgreifen und hier darauf antworten.

 

„Eine vegane Ernährung führt zu Mangelerscheinungen – insbesondere bei Kindern, die sich noch im Wachstum befinden.“

Eine vollwertige Ernährung ist auch ohne Tierprodukte möglich. Ernährungsfachgesellschaften aus verschiedenen Ländern der Welt bewerten eine gut geplante vegane Ernährung in allen Lebensphasen als durchaus machbar.*                                Die Academy of Nutrition and Dietetics, eine US-amerikanische Organisation und laut eigenen Angaben die weltweit grösste Vereinigung von Ernährungsfachleuten, lässt beispielsweise in ihrem Positionspapier zu vegetarischen Ernährungsformen verlauten:
„Die Academy of Nutrition and Dietetics vertritt die Position, dass angemessen geplante vegetarische Ernährungsformen, inklusive der streng vegetarischen oder veganen Ernährung, gesund und dem Nährstoffbedarf angemessen sind sowie einen gesundheitlichen Nutzen in der Prävention und Behandlung bestimmter Erkrankungen bieten können. Gut geplante vegetarische Ernährungsformen sind für alle Lebensphasen geeignet, inklusive Schwangerschaft, Stillzeit, Säuglingsalter, Kindheit, Jugend und für Sportler.“ [1]

 

„Aber ich habe in der Zeitung von einem Fall gelesen, bei dem ein Kind veganer Eltern wegen falscher Ernährung im Krankenhaus gelandet oder sogar gestorben ist.“

Leider gibt es in jeder Gruppe Menschen, die etwas falsch verstehen oder schlicht grob fahrlässig handeln. Sie stehen deswegen aber keinesfalls repräsentativ für den Veganismus. In allen Fällen von veganer Mangelernährung, die durch die Medien öffentlich geworden sind, handelte es sich um Kindesvernachlässigung und/oder Eltern, die sich in einem esoterischen, unwissenschaftlichen Weltbild mitsamt kompletter Ablehnung der Schulmedizin verloren hatten.

Wenn einem Kleinkind nur Nüsse und Beeren angeboten werden oder ein Säugling mit Pflanzenmilch statt (veganer) Babynahrung gefüttert wird, wenn ein stark untergewichtiges Kind nicht in ärztliche Behandlung kommt, dann hat das mit einer ausgewogenen und verantwortungsbewussten veganen Ernährung, wie sie die allermeisten veganen Eltern leben, selbstverständlich nichts zu tun.

Tragische Fälle von Mangelernährung und Vernachlässigung kommen auch in omnivoren Familien vor, was zeigt, dass nicht die vegane Ernährung das Problem darstellt.

 

„Ihr zwingt euren Kindern die vegane Ernährung auf. Lasst sie doch selber entscheiden!“

Zu einer freien Entscheidung gehört, die Konsequenzen dieser Entscheidung erfassen zu können. Kleinkinder und Kinder im Vorschulalter sind dazu aber noch nicht oder nicht vollständig in der Lage. Sie verstehen den Zusammenhang zwischen Tierprodukten und dem Leid, das dahintersteckt, nur unzureichend.

Darüber hinaus ist die Forderung nach kompletter Selbstbestimmung hier zu kurz gedacht. Immer dann, wenn andere Lebewesen ins Spiel kommen und von einer Entscheidung potentiell beeinträchtigt werden, gehören auch ihre Interessen berücksichtigt.

 

„Die armen veganen Kinder: Zu einer schönen Kindheit gehören auch Süßigkeiten, Eis und Würstchen.“

Vegane Ernährung kann unheimlich abwechslungsreich und vielfältig sein. Fast jedes Gericht lässt sich mit etwas Kreativität auch in vegan zubereiten. Neben Fleischersatzprodukten wie beispielsweise Tofu- und Seitanwürstchen – die entgegen der Vorurteile oft keine längere Zutatenliste haben als das Original – gibt es zudem in den meisten Supermärkten längst auch Erzeugnisse wie Schokolade, Eis und Quark als vegane Variante zu kaufen. Essentielle Lebensmittel wie Nüsse, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Getreide usw. sind bekanntlich ohnehin rein pflanzlich. Und auch in vielen Restaurants, Eisdielen oder auf Veranstaltungen ist vegan längst kein Fremdwort mehr, mancherorts auch nie gewesen, kommen doch Klassiker wie Pommes, Pizza Marinara, Falafel und Sorbets von Haus aus ohne Tierprodukte aus.

Unabhängig von Ersatzprodukten machen zudem viele Veganer*innen die Erfahrung, dass sie durch die Ernährungsumstellung ihren kulinarischen Horizont erweitert haben, was auch ihren Kindern zugutekommt.

 

*Academy of Nutrition and Dietetics (USA), die American Academy of Pediatrics (USA), die British Nutrition Foundation (Großbritannien), die Canadian Paediatric Society (Kanada), die Dietitians of Canada (Kanada), das National Health and Medical Research Council (Australien), das Directorate General of Health (Portugal) und das Nordic Council of Ministers (Dänemark, Finnland, Island, Norwegen, Schweden, Färöer-Inseln, Grönland und Âland).

[1] Position of the Academy of Nutrition and Dietetics: Vegetarian Diets, Melina, VesantoCraig, WinstonLevin, Susan et al.
Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics , Volume 116 , Issue 12 , Pages 1970 – 1980, Dec. 2016